Pflege von Wegrandstreifen und Wegbanketten
Wirtschafts- und Wiesenwege nehmen in unserer Kulturlandschaft einen nicht unerheblichen Flächenanteil ein und überziehen, wie ein Netz den Westerwald. Entlang der Wege bilden sich Wegrandstreifen und Wegbanketten, die je nach Pflege und angrenzender Nutzung bzw. Nährstoffverfügbarkeit mehr oder weniger blütenreiche Altgras- bzw. Ackerrandstreifen entwickeln. Die Mehrheit der Wegparzellen befindet sich im Eigentum der Ortsgemeinden und Städte, die für die Pflege der Wegrandstreifen zuständig sind. Viele Wegrandstreifen werden oft ab Anfang Mai bis zum Ende der Vegetationsphase aus Ordnungsgründen mehrmals gemulcht. Auf angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen sorgen die Randstreifen teils zu unerwünschten Sameneintrag und bieten Giftpflanzen, wie dem Jakobskreuzkraut Ausbreitungsmöglichkeiten in die Nutzflächen hinein. Wegrandstreifen sind bei angepasster und reduzierter Pflege aber wichtiger Lebensraum für eine Vielzahl von Blütenpflanzen und Ackerwildkräuter sowie Nahrungsquelle und Rückzugsort für Insekten, Vögel und Kleinsäuger. Werden die Wegrandstreifen nur einmal spät im Jahr ab Mitte September gepflegt bleibt den Pflanzen und Tieren ausreichend Zeit und Raum, um sich in den wichtigen Verbundachsen zwischen den verschiedenen Offenlandlebensräumen zu entwickeln. Somit wird mit einer reduzierten Pflege der Wegrandstreifen ein direkter Beitrag zur lokalen Biodiversität geleistet, wie es die Ortsgemeinde Arnshöfen im Rahmen der Biodiversitätsstrategie ihrer Verbandsgemeinde leistet. "Unsere kleine Ortsgemeinde verfügt über etliche ortsangrenzende Wirtschaftswege. Doch wir verzichten bewusst an allen unseren Wegen auf eine Pflege der Wegränder, um so einen kleinen Beitrag für die Natur beitragen zu können" berichtet Michaela Hehl, Ortsbürgermeisterin von Arnshöfen. Wünschenswert wäre es, wenn sich an dieser Vorgehensweise auch möglichst viele BürgerInnen als Anrainer von Wegen und LandwirtInnen beteiligen.
Hier liegen die Positionen zwischen einmaliger später Mahd und Abtragen des Mahdgutes entgegen dem regelmäßigen Mulchen bzw. der landwirtschaftlichen Mitnutzung weit auseinander. Deshalb könnte aus Sicht der Masgeik-Stiftung ein Kompromiss bzw. die Pflege von Wegrandstreifen mit Augenmaß eine mögliche Lösung sein. "Aus rein ökologischer Sicht wäre es in den meisten Fällen am besten Wegrandstreifen, wie Heuwiesen zu bearbeiten. Das heißt Wegränder auf trockenen eher mageren Standorten nur einmal im Spätsommer ab Mitte September und auf feuchten nährstoffreichen Standorten höchstens zwei Mal pro Sommer zu Mähen und das Mahdgut abzutransportieren" so Philipp Schiefenhövel von der Masgeik-Stiftung.
Da diese Änderung der Pflege nicht der gewohnten Vorgehensweise entspricht, sollte die Veränderung der Pflege aus Sicht der Masgeik-Stiftung mit Augenmaß geschehen. Ruheplätze und Bänke oder Bildstöcke könnten auf kleiner Fläche weiter gepflegt werden. Auch stark frequentierte Wege z.B. zur ortseigenen Grillhütte oder unbefestigte Wiesenwege sollten für die Akzeptanz der Änderung weiter gepflegt werden. Bei den Wiesenwegen bietet es sich an einen schmalen Fußpfad von max. 1,5m in der Mitte frei zu halten und auf der anderen Hälfte der Wegparzelle die Pflege zu reduzieren. Diese Fälle sollten zukünftig allerdings die Ausnahme und nicht die Regel sein. An befestigten Wegrändern sollten die Gemeinden die Vegetation wachsen lassen und wirklich nur die Wege ab Anfang Juni gepflegt werden, an denen sich das giftige Jakobskreuzkraut in dominanten Beständen zeigt. Vor allem eine Aufnahme des Materials durch entsprechendes Gerät könnte zu einer erheblichen ökologischen Verbesserung der Randstreifen führen, die sich durch die Mulchauflage oft zu artenarmen Grasbeständen entwickeln. Eine Umstellung von Mulchen auf Mähen würde außerdem die Todesrate bei Insekten und anderen Randstreifenbewohnern reduzieren. Bleibt die Vegetation sogar über den Winter stehen, können Insekten die Stängel und abgestorbenen Stauden der Randstreifen zur Überwinterung nutzen.
Machen auch Sie mit und sprechen Sie mit ihren Nachbarn und den Landwirten über die Pflege der Wegrandstreifen. Vielleicht lässt sich der Wiesenweg hinter ihrem Grundstück zukünftig durch einen schmalen Fußpfad frei halten, damit auf der anderen Weghälfte Platz für Gräser, Blütenpflanzen und deren tierischen Bewohner bleibt.
Bürgermeisterin Michaela Hehl von Arnshöfen zusammen mit Vertretern der Ortsgemeinde und Klimaschutzmanagerin Lina Braun am ungemähten Wegrand.