Pflege innerörtlicher Grün- und Blühflächen
Die Gemeinden und Städte investieren jedes Jahr viel Zeit und Kosten für die Pflege ihrer innerörtlichen Grünflächen. Um den Arbeitsaufwand gering zu halten, werden Rasenflächen vielfältigeren Staudenbeeten und Rabatten meist vorgezogen. Eine beliebte Alternative zu Rasenflächen sind seit einiger Zeit angelegte Blühflächen bzw. Bienenweiden. Um möglichst vielen heimischen Arten auf den innerörtlichen Grün- und Blühflächen einen Lebensraum zu schaffen, sollte bei der Anlage und Pflege folgendes beachtet werden:
Pflege von Rasenflächen
Entgegen der weitläufigen Praxis die Rasenflächen einmal wöchentlich oder alle zwei Wochen im Sommer zu mähen, sollte man den Rasen weniger häufig pflegen und zumindest ein Teil der Fläche länger wachsen lassen. Möglich ist auch, dass man die Randbereiche weiterhin kurz hält und größere Bereiche in Form von Kreisen oder Rechtecken stehen lässt. So sieht man, dass sich um die Fläche gekümmert wird. Es ist nicht notwendig, dass man die Pflege im Sommer gänzlich einstellt, aber die Verringerung der Mähtermine auf zwei bis drei Schnitte pro Saison lässt den aufkommenden Blütenpflanzen mehr Zeit um zur Blüte und anschließender Samenreife zu kommen. Wichtig ist das das Schnittgut aufgenommen und von der Fläche gebracht wird, um eine Förderung der konkurrenzstarken Gräser zu verhindern. Auf wüchsigen, feuchten Standorten oder in kühlen regenreichen Frühjahren, kann es sinnvoll sein aufkommende Gräser durch einen frühen Schnitt am Aussamen zu hindern, um im Restsommer Luft und Licht für die meist lichtkeimenden Blütenpflanzen zu schaffen. Nach einem solch frühen Schröpfschnitt sollte in der warmen Hauptvegetationsphase aber dann nicht mehr gemäht werden.
So macht es seit diesem Jahr auch die Ortsgemeinde Berod bei Wallmerod, die sich damit an der Biodiversitätsstrategie der Verbandsgemeinde Wallmerod beteiligt, die von der Will und Liselott Masgeik-Stiftung fachlich erstellt wurde. "Wir mähen unsere dorfeigenen Rasenflächen in diesem Jahr bewusst deutlich seltener als in den vergangenen Jahren. Es ist erstaunlich, wie sich in kürzester Zeit das Leben mit vielen blühenden Pflanzen und Insekten auf den Flächen einstellt" zeigt sich Collin Schmidt, Ortsbürgermeister von Berod begeistert. "Auch dem Klima kommt die Sache zu Gute, denn man spart Sprit bzw. Strom und senkt damit seine CO² Bilanz" ergänzt Klimaschutzmanagerin Lina Braun.
Anlage von Blühflächen und Bienenweiden
Stehen größere Rasenflächen zur Verfügung kann man ergänzend zu den selten gemähten Teilflächen eine oder mehrere Blühflächen anlegen. "Die beste Zeit hierzu ist im Spätsommer oder im zeitigen Frühjahr" erläutert Philipp Schiefenhövel der Naturschutzreferent der Masgeik-Stiftung. Die Grasnarbe muss sorgfältig bis mindestens 10 cm Tiefe abgetragen werden. Wurzelreste und Steine sollten abgesammelt und die Fläche anschließend mit einem Rechen oder einer Harke geglättet und krümelig gezogen werden. Als Saatgut sollte man regional zertifiziertes Saatgut mit hohen Anteil mehrjähriger Arten verwenden, da sich die heimische Insektenwelt über lange Zeit an die heimischen Arten angepasst hat. "Besonders die gefährdeten seltenen Arten leben bzw. ernähren sich oft nur von einer oder wenigen heimischen Pflanzenarten, die nicht durch andere nicht-einheimische Arten ersetzt werden können" so Schiefenhövel weiter. Nach der flächigen Aussaat des Saatgutes, das man mit etwas Sand mischen sollte, um sich an die Mengenvorgaben der Hersteller halten zu können, muss das Saatgut angedrückt bzw. angewalzt werden. Eine Überdeckung mit Erde ist nicht notwendig, da die meisten Blütenpflanzen Lichtkeimer sind, die zwar engen Bodenkontakt (durch das Anwalzen) aber auch direktes Sonnenlicht zum Aufkeimen brauchen. In den ersten sechs Wochen sollten die Blühflächen kontinuierlich gewässert werden. Daher kann die Anlage im Spätsommer günstiger als im teils regenärmeren Frühjahr sein. In den ersten zwei Jahren reicht es aus den Aufwuchs einmal im Frühjahr zu mähen und abzutragen. Sollten sich vermehrt unerwünschte einjährige Beikräuter und Gräser auf den Flächen etablieren sind zwei bis drei Schröpfschnitte mit dem Abtragen der Biomasse im Sommer notwendig.
Diese Vorgehensweisen lassen sich eins zu eins auf den Privatgarten übertragen. Also machen Sie mit und leisten auch Sie einen kleinen aber wichtigen Beitrag zur Förderung der Biodiversität unserer Heimat.
Ortsbürgermeister Collin Schmidt von Berod zusammen mit Klimaschutzmanagerin Lina Braun und Naturschutzreferent Philipp Schiefenhövel