KW38 - Unsere Landwirte
Ist Landwirtschaft in Deutschland zukunftsfähig? Eine Frage, die sich fast jeder Landwirt schon gestellt hat. Neben steigendem bürokratischen Aufwand sind es vor allem die Pachtpreise für Weide,- und Ackerland, die unsere Landwirte in Bedrängnis bringen. Im Schnitt ist die Landpacht seit 2010 um 62% gestiegen. Da überlegt man es sich als Landwirt doch zweimal, ob man überhaupt noch pachtet, vor allem da in der Landwirtschaft jährliche Einkommensschwankungen nicht ungewöhnlich sind. Bedingt sind diese durch Witterungseinflüsse sowie Schwankungen der Erzeuger- und Betriebsmittelpreise. Laut dem statistischem Bundesamt mussten die Haupterwerbsbetriebe im Wirtschaftsjahr 2020/21 einen Rückgang um -12,7 Prozent im Einkommen verzeichnen. Rechnen Sie das mal auf ihr Gehalt um. Nicht gerade cool würde ich meinen.
Was das Klima mit der Landwirtschaft zu tun hat
Jeder von uns weiß, wo unsere Lebensmittel herkommen und die meisten von uns präferieren die Herstellung im eigenen Land. Da weiß man was man hat, wo es herkommt, dass die Chemikalienzufuhr reglementiert wird und dass Tierwohlgesetze eingehalten werden. Leider ist die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe in den letzten zwanzig Jahren um 1/3 gesunken. Verständlich. War der Beruf des Landwirtes im Jahr 2000 noch attraktiv für Berufseinsteiger, schrecken heute langwierige Antragsverfahren, lange Arbeitszeiten, behördliche Auflagen und vor allem Nachbarschaftsbeschwerden immer weitere Jungbauern ab. Finden Sie nicht auch, dass dieser Rückgang die Ambivalenz der Gesellschaft ungemein wiederspiegelt? Wir beschweren uns, wenn sonntags die Hähne krähen, sind aber strikt gegen ein Kükentöten! Immerhin verdient es jedes Lebewesen zu leben. Nur einfach nicht bei uns oder gar sonntagsmorgens! Wir wollen unsere Lebensmittel regional, aber bitte keinen Krach und Lärm an Sonn- und Feiertagen durch Landmaschinen. Wir möchten unsere Lebensmittel biologisch angebaut, aber das Krabbelvieh darf auf keinen Fall im Salat zu finden sein. Sauber, ordentlich und leise wollen wir auf dem Land wohnen. Unsere Toleranzschwelle gegenüber der Landwirtschaft sinkt weiter und weiter. Und wehendem, der einen Kuhfladen beim Viehtrieb auf der Straße hinterlässt. Aber was ist die Konsequenz aus den immerwährenden Nachbarschaftsstreitigkeiten, der Intoleranz und den Beschwerden? Ganz einfach. Über Kurz oder Lang wird die Vollerwerbstätigkeit in der Landwirtschaft im eigenen Land einbrechen. Schon jetzt sind die Zahlen der importierten Waren auf einem Rekordhoch. Butter aus Spanien, Käse aus Polen, Brot aus der Ukraine. Alles total okay, Hauptsache unsere Nachbarländer liefern pünktlich und vor allem leise. Was das aber für die heimische Wirtschaft bedeutet oder für unseren Autarkiegrad? – Wurscht. Wieso sollten wir auch autark sein, wenn es sich doch liefern lässt?
Was kann ich tun?
Die Frage kann uns Björn Steden aus Salz einfach beantworten: Regionale Angebote nutzen. „Landwirtschaft ist Herzenssache“, erklärt der Nebenerwerbslandwirt. „Die Qualität, die hier produziert wird hebt sich deutlich vom Weltmarkt ab und brauch sich nicht hinter Produkten aus Übersee verstecken.“ Selbst, hält Björn Steden ca. 40. Tiere der Rassen Rotes Höhenvieh und Wagyu fullblood. „Landwirtschaft in Deutschland legt großen Wert auf das Tierwohl. Aus Achtung und Respekt dem Tier gegenüber achte ich bei einer Schlachtung an allen Produktionsprozessen darauf, im lokalen Umfeld zu bleiben.“ Bedeutet? Keine unnötig langen Transportprozesse in fremde Länder und daraus resultierend ein sauberer CO2 Abdruck und eine regionale Wertschöpfung.
Björn Steden aus Salz, Rinderzüchter im Nebenerwerb